Im Rahmen des Deutschunterrichts haben wir den Text «Maria Stuart» von Friedrich Schiller gelesen und das Gelesene ausführlich besprochen. In Friedrich Schillers Drama "Maria Stuart" handelt es sich um den Machtkampf zwischen der schottischen Königin Maria Stuart und der englischen Königin Elisabeth I., wobei politische, persönliche und religiöse Aspekte im Mittelpunkt stehen. Maria wird nach einer langen Gefangenschaft wegen Hochverrat zum Tode verurteilt. Am Ende stirbt Maria, während Elisabeth mit Schuldgefühlen und den Konsequenzen ihrer Entscheidung zurückbleibt. In der Besprechung sind wir auch auf das Volk und dessen Rolle zu sprechen gekommen. Das Volk wird nie wirklich direkt angesprochen, steht jedoch die ganze Zeit im Hintergrund und begleitet das Stück. Das Volk übernimmt dabei eine symbolische Rolle. Es dient als moralische Instanz, die nicht selbst handelt, aber dennoch einen massgeblichen Einfluss auf das Geschehen hat. Durch die ständige Präsenz des Volkes im Hintergrund entsteht ein permanenter Druck auf Elisabeth. Burleigh, ein enger Vertrauter von Elisabeth, wird von Elisabeth gefragt, was das Volk noch erwünscht. Burleigh antwortet daraufhin: "Es fordert das Haupt der Stuart - Wenn du deinem Volk der Freiheit köstliches Geschenk, das teuer erworbene Licht der Wahrheit willst versichern, so muss sie nicht mehr sein." Das Volk fordert also die Hinrichtung von Maria Stuart laut Burleigh. Maria wird eine Zeit später tatsächlich durch Elisabeths Befehl hingerichtet und Elisabeth bleibt mit Schuldgefühlen und den Konsequenzen ihrer Entscheidung zurück. Elisabeth handelte also mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht aus eigener Überzeugung, sondern aus dem Druck des Volkes. Elisabeth ist sich bewusst, dass ihre Herrschaft nicht erhalten bleibt, wenn sie nicht auf Forderungen des Volkes eingeht und wird so durch das Volk beeinflusst. Das veranschaulicht die Rolle des Volkes in dem Werk ziemlich gut. Es dient als Legitimierung der Herrschaft Elisabeths und beeinflusst diese auch. Ohne das Volk, das die Herrschaft von Elisabeth akzeptiert, kann Elisabeth nicht ihre Macht ausüben.
In Friedrich Schillers Drama "Maria Stuart" nimmt das Volk eine zentrale, wenn auch indirekte Rolle ein. Auch wenn es nicht aktiv auftritt, beeinflusst es jedoch durch seine Meinung und Erwartungshaltung die Entscheidung von Elisabeth massgeblich. Besonders Elisabeth steht unter dem Druck, ihre Macht durch die Zustimmung des Volkes zu legitimieren. Dies lässt sich auch in der heutigen Zeit wiederfinden. Besonders in demokratischen Systemen, in denen Regierungen auf die Unterstützung des Volkes angewiesen sind. Die politische Macht wird heutzutage vor allem durch Wahlen beeinflusst. Eine Partei steht ebenfalls unter dem Druck des Volkes, denn wenn eine Partei kein populäres Wahlprogramm hat, wird sie nicht gewählt. Die Macht wird also stark durch die Bedürfnisse des Volkes beeinflusst und legitimiert. Das Volk hat zum Beispiel in der Schweiz die Möglichkeit, grosses zu bewirken durch eine Volksinitiative. Ich denke, dass dies zu der Zeit, in der Maria Stuart spielte, nicht möglich war, dass das Volk so direkt in die Regierung eingreifen konnte. Jedoch hat das Volk heutzutage ebenfalls die Möglichkeit, die Regierung zu beeinflussen, wie es auch damals der Fall war. Auch heute basiert die Macht einer regierenden Person noch grundlegend auf der Unterstützung des Volkes. Besonders in Staatsformen mit nur einem Staatsoberhaupt, etwa einer Monarchie/Diktatur, zeigt sich, dass ohne ein Volk, über das regiert werden kann, keine wirkliche Macht existiert. Während in demokratischen Regierungen das Volk seine Meinung durch Wahlen und Abstimmungen ausdrücken kann, wird in autoritären Regimen oft nur der Anschein von Zustimmung und Einfluss des Volkes erzeugt. Die tatsächliche Macht des Volkes in solchen Regierungsformen ist jedoch deutlich eingeschränkt.
Das Stück verdeutlicht, wie politische Entscheidungen oft unter äusserem Druck getroffen werden. Es zeigt ausserdem, dass Macht nicht allein von einer Person ausgeht, sondern immer auch von der Zustimmung und Erwartung der Gesellschaft/Volkes abhängt, damals wie auch heute.